Interview mit Markus Peterhänsel

Senior Experte für Strategie- und Organisationsentwicklung im Team von S&P Consuling

Die Intelligenz des gesamten Systems nutzen

Mit dem Strategie- und Organisationsentwicklungsprozess EVOLUTION hat sich die E/D/E Gruppe auf den Weg in die Zukunft gemacht. Begleitet wird sie dabei von der Unternehmensberatung S&P Consulting. Markus Peterhänsel, Geschäftsführer und Leiter des Beratungsfeldes Strategie, erläutert, mit welchem Ansatz die Beratungsgesellschaft dabei vorgeht.

Welche grundsätzliche Methodik liegt dem EVOLUTION Prozess im E/D/E zugrunde, und welchen Beratungsansatz verfolgt S&P Consulting?

Wir begleiten Unternehmen, die sich in einer guten Marktposition befinden, jedoch erkannt haben, dass sie sich vorausschauend auf Marktveränderungen einstellen müssen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Hierbei spielt die Entwicklung eines attraktiven und tragfähigen Zukunftsbildes, also die Frage der zukünftigen strategischen Positionierung, eine wesentliche Rolle. Nach unserer Überzeugung ist dies eine nicht delegierbare Führungsaufgabe, die vom Management zu leisten ist. Wir bringen daher nicht die inhaltliche Lösung für unsere Auftraggeber mit, sondern begleiten einen Prozess, in dem ein nachhaltiges Zukunftsbild erarbeitet und – ganz wichtig! – innerhalb der Organisation und mit wesentlichen externen Stakeholdern vergemeinschaftet wird. Die Beteiligung der Führungsmannschaft und der Mitarbeiter ist entscheidend, damit das Ergebnis umgesetzt und adaptiert werden kann.

Sie haben mit der Innovativen Stakeholder-Analyse ISA einen hohen Aufwand für die „Markterforschung“ betrieben. Welche Rolle spielt die ISA im EVOLUTION Prozess insgesamt?

Der Prozess folgt dem Prinzip „Outside-in“, das heißt, die Berücksichtigung von Markt- und Stakeholder-Erwartungen ist ein ganz zentrales Element von EVOLUTION. Die ISA ist somit ein wesentlicher Impuls, der den gesamten Strategie- und Organisationsentwicklungsprozess auflädt. Die Studie war auf verschiedene Ebenen und Stufen des Netzwerkes ausgerichtet: E/D/E Mitglieder, Lieferanten und Kooperationspartner bis hin zu den Endkundenmärkten Industrie und Handwerk, aber auch verbandsfreie Händler. Es wurden über 350 000 Einzeldaten von circa 1500 Entscheidern im PVH generiert, es wurden 60 persönliche Interviews geführt, um die Ergebnisse zu vertiefen, die Analyse wurde in 19 Ländern durchgeführt. Die Ziele waren, einerseits die konkreten Leistungserwartungen der einzelnen Stakeholder-Gruppen zu identifizieren, andererseits auch die Wirkzusammenhänge und Entwicklungen im gesamten Netzwerk zu verstehen.

Welche Erkenntnisse haben Sie dabei gewonnen?

Unsere zentrale Beobachtung ist, dass sich die Marktlogik und die Art der Vernetzung zwischen den Marktteilnehmern verändern. Die weiteren Auswertungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig und können sehr spezifisch genutzt werden. Es gibt somit keine einfachen, linear ableitbaren und allgemeingültigen Aussagen, die sich in wenigen Sätzen darstellen ließen. Im EVOLUTION Prozess wurde daher auf die Intelligenz des gesamten Systems gesetzt und nicht auf die Interpretation der Daten durch wenige Einzelpersonen. Der gesamte Ergebnis-Daten-Pool wurde in den Prozess zur Entwicklung des Zukunftsbildes eingespeist. Die daraus abgeleiteten Erkenntnisse wurden wieder miteinander vernetzt.

Was sind die Vorteile dieses Vorgehens?

Durch die Vernetzung von unternehmensinternem und -externem Wissen, Erfahrungen und Einschätzungen entstehen neue Erkenntnisse und Perspektiven, die nur durch eine solche Konstellation möglich werden. Neben der Nutzung der ISA-Ergebnisse im eben beschriebenen strategischen Kontext konnten aus den Daten auch unmittelbare Handlungsbedarfe abgeleitet werden. Direkt nach Abschluss der ISA-Auswertung sind E/D/E Führungskräfte mit circa 150 Mitgliedsunternehmen in den Dialog getreten, um direkte Handlungsbedarfe zu besprechen und anzugehen. Zudem wurde auch das laufende „Housekeeping“-Programm (siehe Seiten 26-28) zur Stärkung der Leistungen im Tagesgeschäft wesentlich aus den Erkenntnissen der ISA gespeist.

Die ISA-Studie hat also eine Menge an wertvollen Rückmeldungen erbracht. Welchen Nutzen können die E/D/E Partner daraus ziehen?

Ein Schwerpunkt der ISA lag auf der Analyse der spezifischen Nutzenerwartungen von Mitgliedern, Kooperationspartnern und Lieferanten. Wir konnten sehr valide ableiten, wie sich die Erwartungen der Mitglieder an die E/D/E Leistungen hinsichtlich des Schwellennutzens, also der Mindestanforderungen, und des Differenzierungsnutzens, also des spezifischen Mehrwertes, unterscheiden und welche Relevanz einzelne Leistungen grundsätzlich haben. Hier wurden große Unterschiede und eine große Heterogenität deutlich. Kombiniert mit weiteren charakteristischen Merkmalen wurden sechs Mitgliedstypen identifiziert, die jeweils ganz spezifische Anforderungen an die Leistungen und die Betreuung durch das E/D/E stellen. Im Moment wird im E/D/E daran gearbeitet, die jeweils passgenauen und bedarfsgerechten Leistungsangebote für diese einzelnen Typisierungen zu konkretisieren, um sie dann in die Umsetzung zu bringen. Dies wird in der Folge die Leistungsfähigkeit der einzelnen Mitglieder, aber auch des E/D/E Verbundes insgesamt stärken.

„Der Handel und das E/D/E werden es nur gemeinsam schaffen“

Die ISA ist aber nicht die einzige Grundlage für den Veränderungsprozess im E/D/E?

Im Rahmen von EVOLUTION hat sich das E/D/E sehr intensiv mit dem Thema der Kernkompetenzen des Unternehmens auseinandergesetzt. Also: Was prägt das Unternehmen? Was kann es, was kann es nicht? Über welche tief verwurzelten Fähigkeiten verfügt das E/D/E, die für die Weiterentwicklung genutzt werden können? Diese Erkenntnisse sind ebenso in den Prozess eingeflossen wie die Einschätzungen von E/D/E Mitarbeitern, die unter anderem regelmäßig über sogenannte Sounding Boards gezielt eingeholt werden. Marktinformationen aus Mitglieder- und Lieferantendialogen und der Austausch mit Experten wurden ebenfalls berücksichtigt. Dazu zählen Branchenkenner ebenso wie Fachleute aus anderen Wirtschaftszweigen. Denn die größten Herausforderungen kommen in der Regel nicht aus der eigenen Branche.

Welchen Blick haben Sie auf den PVH und die Verbundlandschaft?

Der Markt im Produktionsverbindungshandel sowie die relevanten Wettbewerbssysteme verändern sich, und zwar rasant. Der Druck ist aus meiner Sicht an vielen Stellen enorm. Die Frage ist: Wer hat die besten Lösungen für Handwerk und Industrie? Um hier auch in der Zukunft wettbewerbsfähig zu sein, werden meines Erachtens eine Reihe von Musterwechseln in der Zusammenarbeit und Leistungsgestaltung innerhalb des PVH erforderlich sein. Um diese Musterwechsel erfolgreich zu bewältigen, werden alle Partner und Akteure im PVH einen Beitrag leisten müssen. Der Handel und das E/D/E werden es nur gemeinsam schaffen, die Potenziale dieses Netzwerkes zu nutzen und die Nachteile gegenüber zentral gesteuerten Wettbewerbssystemen auszugleichen. Jeder Partner muss hier einen Beitrag leisten, was auch bedeutet, dass Individualinteressen ein Stück weit zurückstehen müssten.

Wie erleben Sie grundsätzlich das E/D/E in diesem Veränderungsprozess?

Das E/D/E blickt auf eine langjährige Erfolgsgeschichte zurück und weist aufgrund der Geschäftslogik eine entsprechende Eigenkomplexität auf. Prägend für das E/D/E ist zudem, dass es keine „einfachen“, linearen Entscheidungen oder Lösungen gibt. Die Kunst ist es, kluge Entscheidungen zu treffen, die die vielfältigen und oftmals widersprüchlichen Interessen und Erwartungen der Stakeholder-Gruppen berücksichtigen und zu einer Weiterentwicklung führen. Die richtige Balance zwischen Verändern und Erhalten zu finden, ist hierbei ein entscheidender Faktor. Hinzu kommt, dass mehrere zentrale Felder gleichermaßen berührt sind: die strategische Ausrichtung, die Organisationsstruktur, die Geschäftsprozesse und nicht zuletzt die Felder Führung und Management an sich. Alle diese Weiterentwicklungen geschehen bei „laufendem Motor“, denn das Tagesgeschäft muss ja weiter funktionieren. Aus unserer Perspektive befindet sich das E/D/E in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess und setzt sich sehr ernsthaft, verantwortungsvoll und professionell mit der eigenen Leistungsfähigkeit und der Unternehmenszukunft auseinander. Viele Mitarbeiter und Führungskräfte leisten im Moment Außergewöhnliches, um die Zukunft zu gestalten.

Wann würden Sie sagen: „Der Prozess war erfolgreich“?

Kurz- und mittelfristig, wenn das E/D/E seitens Mitgliedern und Lieferanten positive Feedbacks zu seinen Leistungen erhält und wenn die Mitarbeiter im E/D/E motiviert und in positiver Stimmung ans Werk gehen. Und langfristig, wenn das E/D/E und der gesamte Verbund eine stabile und zukunftsfähige Position im Markt innehaben und Nutzen für Stakeholder und Kunden stiften.

(Quelle: www.ede.de)

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Markus Peterhänsel

Markus Peterhänsel ist seit 2004 als Berater für S&P Consulting tätig. Mit seiner fachlichen Expertise und seinen umfassenden methodischen wie analytischen Fähigkeiten hat er in dieser Zeit auf nationaler und internationaler Ebene sowohl Konzerne als auch mittelständische Unternehmen bei Prozessen zur strategischen Positionierung erfolgreich begleitet.

Lesen Sie das Interview im
PVH-Magazin:

PVH Magazin 4/2018

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